Probleme beim Transport
Keine Unterstützung für ältere Schüler
Jungen und Mädchen ab 11. Klasse bleiben auf Kosten sitzen
VON TINA LINDEMANN UND ALEXANDER TOPF
Aschersleben/MZ. Jeden Morgen ist es das Gleiche: "Hoffentlich verpasse ich nicht schon wieder den Bus." Welcher Schüler hat diese Hetzjagd noch nicht miterlebt? Aber für viele Zehntklässler wird dieses Problem im kommenden Schuljahr wohl noch das kleinere Ubel sein. Dann heißt es auch für ihre Eltern, tiefer in die Tasche greifen. Und das nicht zu knapp.
"3,30 Mark muss ich bezahlen, damit ich überhaupt zur Schule kommen kann", meint der Ascaneer Markus Erbrecht, "und dann muss ich ja auch irgendwie wieder nach Hause. Da sind noch einmal 3,30 Mark fällig. Insgesamt 132 Mark muss ich im Monat allein für den Schulbus bezahlen. Das muss man sich mal überlegen." Im Landkreis ist es nämlich so, dass Elfund Zwölfklässler die Schulbeförderung aus eigener Tasche bezahlen müssen. "Ich bin doch kein Rockefeller", empört sich auch die Stephaneerin Aileen Barthel: "Wie : soll ich das denn bitte bezahlen? Eigentlich ist es doch egal, ob ich 1. oder 11. Klasse bin. Zur Schule muss ich ja trotzdem irgendwie."
Aber die Schulamtsleiterin Regina Anders ist da völlig anderer Meinung. Irgendwo muss ja mal eine Grenze sein." Zumal ja jetzt schon knapp ein Drittel der 12 753 Schüler im Landkreis nicht zu Fuß zur Schule gehen können, sondern den Bus benutzen müssen. "Aber es kann doch trotzdem nicht angehen", meint der Stephaneer Enrico Schneider, "dass viele Schüler die Schule abbrechen müssen, nur weil sie die Transportkosten einfach nicht aufbringen können." Das tut auch den Busfahrern leid: "Ich habe schon so viel versucht", beteuert Wilfried Mendorf, Leiter des Busunternehmens Mendorf Reisen. Aber leider haben die Gespräche mit Vertretern des Landkreises nichts gebracht. "Wer es nicht bezahlen kann, bleibt halt auf der Strecke."
Da kann auch Regina Anders nichts machen. Gesetz ist Gesetz. Nach §71 sei es zwar Pflicht, die Schüler bis einschließlich 10. Klasse kostenlos zur Schule zu bringen, "aber mit dem Beginn der 11. Klasse tritt auch eine Kann-Bestimmung in Kraft", so die Schulaüitsleiterin. Die Transportkosten könnten dann zwar auch weiterhin vom Land getragen werden, jedoch sei es keine Pflicht.
"Das Land hat einfach kein Geld", meint die Schulamtsleiterin resignierend. "Natürlich gibt es Alternativmöglichkeiten, aber wenn ich beispielsweise einen Mopedführerschein machen würde, könnte ich eigentlich auch gleich beim Busfahren bleiben", findet Enrico Schneider. Denn dann kämen ja auch noch Versicherungs-, Sprit und gegebenenfalls Reparaturkosten dazu. Und das bezahlt kein Amt." Da muss ihm Aileen Barthel zustimmen. Dies sei doch völlig sinnlos, "mit 18 werde ich sowieso einen Autoführerschein machen. Das ist zwar auch nicht unbedingt billig, aber ich werde mir im Winter garantiert keine Frostbeulen holen."
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