Kindertagesstätte

Ein Verein soll nun die Rettung bringen

Alternative zur Schließung - Eltern sind noch skeptisch

Von unserer Redakteurin KERSTIN BEIER

Freckleben/MZ. Die Gemeinde kann und will nicht mehr. Sie kann die Kindertagesstätte in der Form wie bisher nicht halten, und sie will nicht weiterhin 225 000 Mark pro Jahr - für zehn Kinder ausgeben. "Das ist einfach nicht mehr zu verantworten, das ist ein Missverhältnis", so Gemeinderat Jochen Caspar, der als Finanzausschuss-Vorsitzender über das Haushaltsgeld wachen muss. Das Geld für die Kindertagesstätte reicht nur noch bis zum Herbst. Bis dahin muss eine Altemative gefunden sein, wenn die Einrichtung nicht geschlossen werden soll. Letzteres wollen weder Gemeinderat noch Bürgermeister. Und die Eltern schon gar nicht, weil das die Attraktivität des Ortes weiter schmälern würde.

Doch gegen die vom Gemeinderat vorgeschlagene Alternative, einen gemeinnützigen Verein zu gründen, regt sich zunächst Widerstand bei Eltern und Kindergärtnerinnen. Der Verein müsste als Arbeitgeber für die Kindergärtnerinnen die gesamte Organisation abwickeln und die Finanzen verwalten einschließlich der Zuschüsse und Eltembeiträge. Ein Verein wäre bei der Entlohnung der Kindergärtnerinnen im Gegensatz zur Gemeinde nicht an Tarife gebunden.

Es ist also jetzt schon klar, dass die Frauen Lohneinbußen in Kauf nehmen müssten. Doch wie viel Einbuße ist noch zumutbar? Die Sorge, dass sich der Verein nicht tragen könnte, spricht nur allzu deutlich aus den Worten der Betroffenen, die sich zu einer Einwohnerversammlung im Gemeindesaal trafen. Lutz Heidenreich macht blitzschnell eine Rechnung auf und kommt auf Einnahmen von 5 000 Mark monatlich. "Das reicht nicht hin und nicht her," vermutet er und lässt sich nicht so recht davon überzeugen, dass die Gemeinde als Vereinsmitglied auch in Zukunft ihr Scherflein zu den Kosten beitragen wird. Auch Angela Haußmann, deren Kind die Einrichtung besucht, drückt aus, was viele denken: "Wir haben Angst vor der Verantwortung. Keiner kennt die gesetzlichen Bestimmungen, und wir müssen dafür sorgen, dass die Erzieherinnen pünktlich ihr Geld bekommen."

Der Gemeinderat ist davon überzeugt, dass die Trägerschaft über einen Verein funktionieren kann, wenn alle gemeinsam es wollen. "Wir wollen eine auskömmliche Perspektive für die Erzieherinnen, wenn auch nicht zu den gleichen Bedingungen wie bisher", so Rüdiger Schulz. Im Prinzip haben wir ja gar keine Wahl", schimpft Claudia Rockmann. "Wenn wir den Verein nicht wollen, wird zugemacht."

Noch haben sich die Betroffenen keine endgültige Meinung gebildet. Die Diskussion geht am 29. März ab 19.30 Uhr weiter. Bis dahin sollen ein Konzept, ein Finanzplan und ein Satzungsentwurf vorliegen.

Kommentar

Download des Artikels als 150 dpi-Scan (49,8 kByte) aus der Mitteldeutsche Zeitung (Mit freundlicher Genehmigung der MZ)

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